Aus der Geschichte der Pfarrei und Kirchgemeinde Bristen
Obwohl Bristen erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts kirchlich eigenständig geworden ist, reicht das religiöse Leben im Bergdorf viel weiter zurück. Das Kapellenbuch von Bristen erzählt vom Bau eines Gotteshauses im Jahre 1782. Denkbar ist, dass bereits früher an der gleichen Stelle eine bescheidene Wegkapelle stand. 1790 nahm der erste Kaplan von Bristen sein Amt auf und bezog Wohnung im Pfrundhaus in unmittelbarer Nachbarschaft der damaligen Kapelle. 1858 wurde die Kapelle vergrössert und mit einer Empore sowie einer Orgel erweitert. Im gleichen Jahr erhielt die Kaplanei von der Mutterpfarrei Silenen die Erlaubnis zur Errichtung eines Taufsteins, so dass die Bristner Kinder nun im eigenen Dorf das Sakrament der Taufe empfangen konnten. 1892 entstand der Friedhof als weiterer Meilenstein auf dem Weg zur kirchlichen Eigenständigkeit, die durch das Wahlrecht des Kaplans weitgehend gewährleistet war. Trotzdem unternahmen die Bristner 1894 einen Vorstoss beim Bischof von Chur, um die rechtliche Unabhängigkeit von Silenen zu erlangen, der aber lange pendent blieb. Erst nach dem Tode von Bartholomäus Furrer, dem langjährigen Pfarrer von Silenen, regte sich in Bristen und anderen Filialkirchen der Unabhängigkeitsdrang von neuem. Dazu brauchte es eine Eingabe an den Landrat, in der darauf hingewiesen wurde, dass Bristen 600 Einwohner habe, in der Alpzeit sogar noch mehr und dass der Kirchweg nach Silenen beschwerlich und im Winter zudem gefährlich sei. Nach der Zustimmung durch den Landrat erfolgten zähe Verhandlungen mit der Mutterkirche Silenen, bei denen es vorwiegend um finanzielle Aspekte ging. Durch Vermittlung des damaligen Pfarrers von Altdorf und mit Hilfe eines Geschenks des Bischofs an die Bristner wurde eine Einigung erreicht. Am 28. August 1903 sprach der Bischof von Chur die Trennung aus, welche auf den 11. Oktober 1903 in Kraft trat.
(Quelle: Hans Stadler-Planzer, Bristen. Die ersten 100 Jahre der kirchlichen Selbstständigkeit)